Stuttgart-Fellbach, Möllingen, Rotbad, Tübingen, März 2008

10.8.2009 – 8:30 Uhr
von Mihai Balan

Der rumänische Subunternehmer S.C.Tomcoraf IMP-EXP SRL hatte auf mehreren Baustellen im Stuttgarter Umland Arbeiter beschäftigt, jedoch nur recht willkürlich entlohnt: Es gab Essensgeld und für die Unterkünfte wurde aufgekommen. Der Zoll schaltete sich ein und leitete ein Bußgeldbescheid gegen die Firma ein. Zusätzlich wurden die Konten der Firma eingefroren, weil Gefahr in Vollzug bestand. Die 81 Arbeiter konnten ihre Familien im Heimatland nicht mit den nötigen Überweisungen versorgen, es drohte wieder einmal eine finanzielle Krise für die Familien und Angehörigen, die von den Geldtransfers abhängig sind. Die Generalunternehmer Baresel, Leonart Weiß, Schief Bauunternehmen und Koch Meyer, die ihre Aufträge an die Tomcoraf vergeben hatten, waren mit einer Lohnforderung in Höhe von 136.000 Euro konfrontiert.

Es sah alles danach aus, als ob nur durch einen Arbeitskampf die Unternehmer zu einer Entschädigung zu bewegen sind, doch es kam anders. Parallel zu der Aktion, bei der die 81 rumänischen Arbeiter zunächst in der IG BAU organisiert wurden, fanden individuelle Verhandlungen zwischen den Generalunternehmen, dem Subunternehmen und den Arbeitern statt. Im Zuge der Verhandlungen, aus denen die Gewerkschaften von Seiten der Arbeitgeber bewusst außen vor gehalten wurden, sprangen nach und nach die einzelnen Arbeiterkolonnen ab, so dass am Ende der Woche kein einziger Arbeiter mehr sich für eine Konfrontation mit den Unternehmen mehr engagierte. Die Interessenvertretung durch die IG BAU und den EVW wurde aufgekündigt. Die Kontakte wurden abgebrochen, Bustickets geordert und die Abreise vorbereitet. Für einen Teil der Arbeiterschaft der Tomcoraf bedeutete dieser Schritt einen schnellen, aber fragwürdigen Erfolg. Sie ließen sich mit mickrigen Summe abspeisen, gingen einen Deal ein, bei dem alles undokumentiert in bar ausgezahlt wurde. Ein Teil der Arbeiter ließ sich sogar dazu überreden ohne jegliche Vorschüsse oder sonstiger Leistungen zurück nach Rumänien zu fahren. Nachwort: Von denjenigen, die ohne Geld nach Rumänien gefahren sind, wissen wir, dass es bis heute zu keinen Zahlungen seitens der Tomcoraf gekommen ist.