Die fünf rumänischen Bauarbeiter aus Frankfurt bekommen Teil ihres Geldes ausbezahlt

Berlin, 8. März 2017

Inzwischen kam die schriftliche Bestätigung: Das zuständige Generalunternehmen aus Süddeutschland ist bereit den fünf Männern rund 21.000 Euro auszubezahlen. Das sind in etwa 60 Prozent der Nettoforderungen der Kollegen. Die IG-BAU-Rhein-Main und „Faire Mobilität“ Frankfurt hatten das Gespräch direkt mit dem Generalunternehmen gesucht, nachdem die Neu-Isenburger Firma, die die Rumänen auf verschiedenen Baustellen eingesetzt hatte, nicht zu erreichen war.

Die Männer hatten seit einigen Monaten für das Subunternehmen als Trockenbauer gearbeitet, aber ab September nur noch eine Art Taschengeld erhalten und zwar gerade so viel, dass es für den Kauf einiger Nahrungsmittel reichte und sie am nächsten Tag auf der Baustelle erscheinen konnten. Am 20. Februar hatten sich die Rumänen in ihrer Verzweiflung an „Faire Mobilität“ Frankfurt gewandt, wo sie von der rumänischsprachigen Mitarbeiterin Letitia Türk beraten und begleitet wurden. Die fünf bildeten den Rest einer Gruppe von ursprünglich 28 Rumänen. Die meisten von ihnen hatten allerdings schon aufgegeben und waren nach und nach ohne ihren Lohn nach Rumänien abgereist. Um auf den Fall aufmerksam zu machen, führten „Faire Mobilität“, die IG-BAU Frankfurt und die zuständige DGB-Region am 22. Februar am Tor 23 des Frankfurter Flughafens ein Pressegespräch durch. Der Ort war gewählt worden, weil die Männer zuletzt beim Innenausbau des Gebäudes 337 auf dem Airport-Gelände mitgearbeitet hatten. Die fünf Bauarbeiter protestierten dabei gegen den Lohnbetrug. Auf den selbstgemalten Schildern war unter anderem zu lesen: „Wo bleibt unser Geld?“. „Faire Mobilität“ und die IG-Bau hatten zu dem Zeitpunkt ausgerechnet, dass die Trockenbauer einen Anspruch von insgesamt 58.257,80 Euro brutto haben und diese Summe gegenüber dem Subunternehmen in Neu-Isenburg geltend gemacht. Außerdem hatten sie die Männer für mehrere Tage mit Nahrungsmitteln versorgt und ihnen mit Hilfe von Stiftungsgeldern eine Unterkunft finanziert. „Es ist in solchen Fällen ungemein wichtig, dass wir dafür Sorge tragen, dass die Kollegen hier bleiben können. Nur so gelingt es den notwenigen politischen Druck aufzubauen. Außerdem muss der Zoll die Kollegen als Zeugen vernehmen, was aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen ohnehin schon zu selten vorkommt. Sind die Kollegen erstmal weg, dann haben sie das Spiel meistens schon verloren“, so Letitia Türk. In den von der IG-BAU und „Faire Mobilität“ mit dem Generalunternehmen geführten Verhandlungen konnte in der Folge durchgesetzt werden, dass das Unternehmen in die Verantwortung ging und bereit war zumindest einen Teil der Forderungen zu begleichen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die in Deutschland gültige Generalunternehmerhaftung, die verschuldensunabhängig wirkt und dann greift, wenn das eingesetzte Subunternehmen nicht bezahlen will oder kann. Inzwischen sind die fünf Kollegen, die inzwischen Mitglieder der IG-BAU geworden sind, zurück in Rumänien. Johannes Schader, Branchensekretär der IG-BAU Frankfurt, will nun den Rest des Geldes vom Subunternehmer in Neu-Isenburg einklagen. „Da gehen wir zur Not vor Gericht, so lassen wir die nicht davon kommen“, so der Gewerkschafter.

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